Thursday, 18th April 2024
18 April 2024

Satire-Hotline: „New York Times“ startet Angebot für Rassisten

Witzige Aktion mit ernstem Hintergrund: Die US-Zeitung „New York Times“ hat eine Satire-Hotline für Rassisten ins Leben gerufen. Ängstliche weiße Bürger sollen dort künftig anrufen, wenn ihnen ein Schwarzer auffällt.

Screenshot aus dem „New York Times“-Video „New! A Hotline for Racists“ 

Auch im Jahr 2018 ist Rassismus in den

USA leider immer noch ein sehr großes Thema. Das zeigt sich etwa daran, dass weiße US-Bürger immer wieder die Polizei rufen, wenn sie schwarze Mitbürger bei harmlosen Alltagsaktivitäten beobachten.

So sorgte beispielsweise der Fall von zwei Schwarzen, die in einem Restaurant einfach nur auf jemanden warteten und nach dem Anruf eines „besorgten Bürgers“ festgenommen wurden, für Schlagzeilen. Ein weiterer Fall: Erst vor wenigen Wochen verfolgte eine weiße Frau einen schwarzen Babysitter, der mit zwei weißen Kindern unterwegs war, und rief anschließend ebenfalls die Polizei. Der Mann hatte nichts weiter als seinen Job gemacht.

„1-844-WYT-FEAR“: Satire-Hotline für Rassisten

Damit die US-Notfallnummer „911“ nicht ständig von ängstlichen weißen Bürgern verstopft wird, hat die große US-Zeitung „New York Times“ nun eine Satire-Hotline für Rassisten ins Leben gerufen. Die Zeitung macht mit ihrem lustigen Satire-Projekt, das im Internet von vielen gefeiert wird, auf ein sehr ernstes Problem aufmerksam. Die schwarze Schauspielerin Niecy Nash („Brooklyn Nine-Nine“, „Downsizing“) spielt in dem Werbeclip für die Hotline die Gründerin des Projekts „1-844-WYT-FEAR“. Im 90er-Jahre-Stil – schlechte Bildqualität, 4:3-Format und 90s-Sound – begrüßt sie den Zuschauer mit den Worten: „Ich möchte Ihnen einen radikal-neues Produkt vorstellen, das sie davor bewahrt, gefilmt und als rassistischer Depp bloßgestellt zu werden.“

Die Rufnummer sei für alle verunsicherten Weißen, die nicht damit zurechtkommen, dass schwarze Menschen ganz normal ihr Leben leben. Niecy Nash erklärt, wer „1-844-WYT-FEAR“ wählt, landet in einer von Schwarzen geführten Telefon-Beratungsstelle. Dort würden, so die Werbung, erfahrene schwarze US-Bürger 24 Stunden am Tag ängstlichen Weißen beratend zur Seite stehen.

Doch der Satire-Clip will natürlich nicht nur witzig sein. Neben der völlig überspitzten Darstellung erklärt die Schauspielerin in dem Werbevideo auch, dass schwarze US-Bürger im Vergleich zu weißen häufiger festgenommen und verurteilt würden und zudem länger im Gefängnis säßen. Gerade deshalb solle man künftig die

Polizei entlasten und nicht immer direkt „911“ wählen, sondern die „1-844-WYT-FEAR“-Hotline anrufen.

Black-Power-Faust

Dieser Protest gegen Rassismus ging vor 50 Jahren um die Welt – und ist aktueller denn je

„Sie sehen Schwarze beim Barbecue? Rufen Sie uns an!“

Am Ende des Werbeclips wird das Rassismus-Thema dann komplett ad absurdum geführt. So solle man die Nummer zum Beispiel wählen, wenn man bemerkt, dass Schwarze grillen, auf einen Freund warten, Golf spielen, von der Arbeit kommen oder mit Socken in einem Pool schwimmen. Und die witzig klingenden Beispiele haben sämtlich einen ernsten Hintergrund. Alle diese Tätigkeiten von Schwarzen waren 2018 für Weiße in den USA Anlass, die Polizei zu rufen. Mit Quellenangaben präsentiert die „New York Times“ 39 bekanntgewordene Fälle dieser Art aus dem laufenden Jahr.

By:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert