Saturday, 4th May 2024
4 Mai 2024

Donald Trumps Ex-Frau Ivana als Agentin im Roman „Codename Eisvogel“

Wurde Donald Trumps ehemalige Gattin Ivana als tschechoslowakische Agentin auf ihn angesetzt? Ein neuer Thriller spielt mit dieser Theorie.

Donald Trump und Ivana, die beiden heirateten im Jahr 1977

Der Autor des geheimnisvollen Buches nennt sich Anonymus. Seinen wahren Namen will er auf keinen Fall nennen. Zu gefährlich, heißt es. Nur so viel: Es handele sich um einen bekannten amerikanischen Schriftsteller, der früher auch mal Journalist war. Aha. Klingt gut, sagt aber nix. Man könne allerdings, so sein deutscher Verlag, mit dem Mann reden. Am Telefon. Anonymus würde allerdings seine Stimme elektronisch verzerren lassen. Hmm … so was mögen wir nicht so sehr. Schließlich willigt der vorsichtige Autor ein, auf die Verzerrung zu verzichten. Gegen die Zusicherung, den Mitschnitt des Interviews nach Abschrift sofort zu löschen. Puh! Das klingt nach heißem Stoff. Hat ein Insider der Mafia ausgepackt? Verrät ein IS-Aussteiger die Adressen seiner fanatischen Glaubensbrüder? Werden Helmut Kohls geheime Spender genannt?

„Ich muss meine Quelle schützen“

Nein. Anonymus hat lediglich einen Roman geschrieben. Keinen schlechten. Dies gleich vorweg. Aber ein wenig wundert man sich doch über all die Vorsichtsmaßnahmen, all die Geheimniskrämerei. Wegen eines Thrillers? Wo ist das Problem? „Ich muss meine Quelle schützen“, sagt der Autor dann am Telefon. „Man könnte von mir auf meine Quelle schließen.“

Okay, genug kryptisches Geraune, erzählen wir mal, worum es eigentlich geht: „Codename Eisvogel – The Kingfisher Secret“ heißt der Roman von Anonymus, der gerade gleichzeitig in den USA, Kanada und Deutschland erschienen ist. Und darin wird erzählt, dass die ehemalige Ehefrau des amtierenden amerikanischen Präsidenten in Wirklichkeit eine Agentin des tschechoslowakischen Geheimdienstes sei und bereits zu Zeiten des Kalten Krieges gezielt auf den ungehobelten, aber ehrgeizigen Unternehmer angesetzt wurde, der sich damals anschickte, in die Politik zu gehen. Anthony und Elena Craig heißen dieser Präsident und seine Frau in der Geschichte, aber es ist beinahe unmöglich, die Story zu lesen und nicht dauernd an Donald Trump und seine Ex-Gattin Ivana zu denken.

„Codename Eisvogel“, Heyne, 20 Euro

„Die sind nicht gemeint“, beeilt sich Anonymus zu sagen. „Ich habe einen Roman geschrieben. Das Leben der beiden hat mich allerdings inspiriert.“ Der Mann will rechtlich auf der sicheren Seite sein. Die Parallelen zu den realen Vorbildern sind jedoch offenkundig. Schlüsselroman nennt sich so ein Buch gemeinhin. „Codename Eisvogel“ ist also eines jener Werke, die als Fiktion daherkommen, die man allerdings auch als Beschreibung dessen lesen kann, was möglicherweise in der Realität passiert sein könnte. Wo die Grenze zwischen Erfundenem und Tatsächlichem liegt, bleibt nebulös.

Recherchen in Tschechien

Damit spielt dieser Roman. Und das auf sehr elegante und gut lesbare Weise: „Codename Eisvogel“ hat zwei Zeitebenen: Erzählt wird zum einen, wie die bildschöne junge Turnerin Elena in den 70er Jahren vom tschechoslowakischen Geheimdienst rekrutiert, ausgebildet und schließlich unter dem Decknamen „Eisvogel“ auf Anthony Craig angesetzt wird. Eine zweite Handlungsebene beschreibt, wie die Journalistin Grace Elliott im Jahr 2016 eher zufällig auf Elenas Geheimnis stößt und zu recherchieren beginnt. Aber die alten Seilschaften sind noch mächtig. Auf einer Reise nach Tschechien, wo Grace die geheimnisumwitterte Vergangenheit Elena Craigs untersucht, wird sie bedroht und bis in den Westen verfolgt. Es gibt Tote. Niemand soll erfahren, dass der Geheimdienst des Landes und der sowjetische KGB seit Jahrzehnten den mächtigsten Mann der westlichen Welt über eine Agentin belauscht und manipuliert haben.

Die Idee zu diesem Roman hatte Anonymus nach eigenem Bekunden vor rund einem Jahr, als er auf einer Reise nach Tschechien einen einheimischen Geschäftsmann kennenlernte, der vorgab, früher für den Geheimdienst gearbeitet zu haben. Und der erzählte ihm, dass in den 70er Jahren die Geheimdienste des Ostblocks gezielt Frauen auf westliche Politiker und Geschäftsleute angesetzt hätten und dass Ivana Trump eine dieser Frauen gewesen sei. Das kann natürlich jeder behaupten, aber Anonymus hielt die Quelle für glaubwürdig, nachdem er in Tschechien eigene Recherchen angestellt haben will.

„Codename Eisvogel“ lebt von seinen wilden Spekulationen. Jeder, der Trump nicht mag, wird sich die Hände reiben. Fair ist das natürlich nicht. Wir haben einen Roman vor uns, keinen Tatsachenbericht. Beweise müssen darin ja nicht geliefert werden. Aber das Mitleid hält sich deutlich in Grenzen. Denn wenn man ein Wort nicht mit Donald Trump verbindet, dann ist es das Adjektiv fair. Und so „glaubt“ man beim Lesen genüsslich jedes Wort, hält nichts für durchgeknallt oder völlig unmöglich. Wohl auch deshalb, weil der US-Präsident selbst oft durchgeknallt und ziemlich unmöglich daherkommt. Passt ja irgendwie.

Donald Trump würde es nicht mögen

Auf die Frage, ob Anonymus glaube, dass Donald Trump sein Buch mögen wird, sagt er: „Ich fürchte nicht.“ Abends schickt er dann noch eine Mail. Als Absenderadresse benutzt er Grace Elliott, den Namen seiner Buchheldin. Seine Mail lautet: „Ich hab noch mal über Ihre Frage nachgedacht und meine Meinung geändert: Ich glaube, der Präsident wird mein Buch lieben. Haben Sie noch einen wunderschönen Abend.“

By:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert