Tuesday, 23rd April 2024
23 April 2024

Warum Gerry Weber so dramatisch abstürzt

Mode-Konzern schuldet Gläubigern über 200 Millionen Euro

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Hiobsbotschaft für die Mode-Branche: Der seit Langem kriselnde Modehersteller Gerry Weber hat einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt.

Ziel sei es, das Unternehmen zu sanieren, teilte Gerry Weber am Freitag mit.

Betroffen sei ausschließlich die Muttergesellschaft Gerry Weber International mit rund 580 Mitarbeitern. Für die Tochtergesellschaften wie Hallhuber seien keine Anträge gestellt worden.

Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Halle (Westfalen).

Grund für den Insolvenzantrag: Gescheiterte Gespräche mit den Gläubigern und Banken über die weitere Konzernfinanzierung!

▶︎ Finanzkreisen zufolge, so berichtet es die Nachrichtenagentur Reuters, ging es in den Verhandlungen um rund 200 Millionen Euro an Verbindlichkeiten.

▶︎ Nach Informationen des Branchenfachblatts „Textilwirtschaft“ schuldet der Modekonzern Schuldschein-Gläubigern rund 218 Millionen Euro.

Bereits im November hatten die Gläubiger dem Unternehmen eine Stundung für anstehende Zahlungen gewährt.

Der Geschäftsbetrieb soll nach Unternehmensangaben in vollem Umfang weitergeführt werden. Die Finanzierung des Modeanbieters sei nach derzeitigem Stand bis ins Jahr 2020 gesichert, hieß es.

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Der Vorstand des Unternehmens hat den insolvenzrechtlich erfahrenen und in der Modebranche sehr versierten Eigenverwalter und Sanierungsexperten Rechtsanwalt Dr. Christian Gerloff hinzugezogen.

Zum vorläufigen „Sachwalter“ hat das zuständige Gericht Rechtsanwalt Stefan Meyer (PLUTA Rechtsanwalts GmbH), einen ebenso branchen- wie insolvenzrechtlich erfahrenen Sanierungsexperten, bestellt.

Kursrutsch an der Börse

An der Börse stürzte der Kurs der Gerry-Weber-Aktie nach Bekanntgabe des Insolvenzantrags ins Bodenlose. Zuvor waren die Wertpapiere kurzzeitig vom Handel ausgesetzt worden.

Das Wertpapier krachte am Mittag zeitweise auf unter 0,45 Euro – ein Wertverlust von rund 75 Prozent. Allzeittief für die Kult-Modemarke! Später pendelte es sich bei 0,60 Euro ein.

Am Vortag wurde die Aktie an der Börse noch mit 1,82 Euro gehandelt, im August 2018 lag der Kurs bei 5,93 Euro.

Hintergrund

Gerry Weber mit den Kernmarken Gerry Weber, Hallhuber, Samoon und Taifun kämpft seit Längerem mit Umsatzrückgängen und roten Zahlen.

Bereits in den vergangenen Monaten hatten sich die schlechten Nachrichten gehäuft. Zuletzt hatte das Familienunternehmen Mitte Januar seine Gewinnprognose nach unten korrigieren müssen. Dadurch stieg der erwartete Vorsteuerverlust für das Geschäftsjahr 2017/18 auf mehr als 192 Millionen Euro. Der Umsatz verfehlte mit 790 Millionen Euro die Erwartungen um 50 Millionen.

Der Modehändler kämpft dabei an vielen Fronten:

▶︎ E-Commerce: Der Online-Handel setzt das Unternehmen unter Druck. Bisher ist die Modemarke hier nur sehr schwach positioniert.

▶︎ Konkurrenz: Durch Unternehmen wie H&M und die Inditex-Tochter Zara ist der Wettbewerb härter geworden.

▶︎ Attraktivität: Die Marken des Konzerns haben in der Vergangenheit stark an Anziehungskraft verloren. Zu altbacken, zu innovationslos. Selbst die als Hoffnungsträger geltende Tochter Hallhuber erwies sich bisher als Fehlschlag.

▶︎ Managementfehler: Gleichzeitig hatte sich das Unternehmen mit der Eröffnung zahlreicher Filialen übernommen. Versuche, mit Personalabbau, Ladenschließungen und Umstrukturierungen gegenzusteuern, kamen erst spät.

Um Geld in die Kasse zu bekommen, hatte das einst starke Unternehmen das Düsseldorfer Orderzentrum „Halle 29“ für 36 Millionen Euro an die Bremer Zech-Gruppe verkauft.

Ex-Vorstandschef Ralf Weber, der Sohn von Firmengründer Gerhard hatte bereits im Oktober das Handtuch geworfen. Auf ihn folgte der familienfremde Manager Johannes Ehling, der zuvor bei der Textilkette „Ernsting’s Family“ tätig war.

Der neue Gerry-Weber-Chef einigte sich laut Handelsblatt-Bericht mit den 6500 Angestellten auf einen neuen Sozialplan: Demnach verzichten diese von 2019 bis 2021 unter anderem auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Zusätzlich plant das Unternehmen 900 Stellen zu streichen. Die meisten davon in den unrentablen Filialen.

Im Interview mit dem „Handelsblatt“ bestätigte Ehling dann auch, 230 der 820 Gerry-Weber-Filialen schließen zu wollen. Die vorherige Expansion in die Breite: EINE BRUCHLANDUNG!

Ehling zur Nachrichtenagentur Reuters: „Ich bin fest davon überzeugt, dass wir nach erfolgreicher Sanierung wieder in die Erfolgsspur zurückkehren werden.“ Mit einem gestärkten Online-Handel, zeitgemäßer Mode und einem schlankeren Unternehmens-Korpus!

Ob das reicht, um das Unternehmen vor der kompletten Pleite zu retten? Unklar! Der Kult-Modemarke steht eine ungewisse Zukunft bevor!

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