Tuesday, 23rd April 2024
23 April 2024

Thole und Wickler stürmen ins Finale

Das Beachvolleyball-Duo aus Julius Thole und Clemens Wickler könnte den ersten WM-Titel der deutschen Männer seit zehn Jahren holen. Nur noch ein Schritt fehlt.

Julius Thole (l) und Clemens Wickler feiern einen Punkt auf dem Center Court.

Beachvolleyball, das klingt nach Sommer, Sonne, Strand. Grauer Himmel, milde Temperaturen und sogar ein paar Regentropfen wie am Samstag in Hamburg passen da nicht so richtig ins Bild. Den etwa 12 000 Fans konnte das unter dem Dach des Stadions am Rothenbaum jedoch egal sein. Sie flippten völlig aus und feierten ihre neuen Helden Julius Thole und Clemens Wickler für deren sensationellen Einzug ins WM-Finale – das erste Endspiel eines deutschen Teams nach dem WM-Triumph von Julius Brink und Jonas Reckermann vor zehn Jahren.

„Emotional war es ein extremes Spiel“, sagte Abwehrspieler Wickler, der mit einer Serie von erfolgreichen Aufschlägen im Halbfinale gegen die Norweger Anders Mol und Christian Sorum die Entscheidung erzwang. Nach einem Satzrückstand schickten sie die Topfavoriten noch mit 2:1 (17:21, 21:17, 15:12) ins Spiel um Platz drei. Sie selbst treffen im Endspiel am Sonntag (14 Uhr) auf die Russen Wjatscheslaw Krasilnikow und Oleg Stojanowski, die ebenfalls überraschend bis zum Ende dabei sind. „Wir haben gegen sie bisher zweimal gespielt und zweimal verloren. Aber es waren immer enge Spiele“, berichtete Wickler. Thole musste erst einmal für Sonntagmorgen einen Flug in die Schweiz canceln, wo in der kommenden Woche das nächste Welttour-Turnier stattfindet. „Das war ja nicht zu erwarten“, erklärte der 22-Jährige zur Planänderung.

Die Silbermedaille haben die Weltranglisten-Zwölften bereits sicher. Es ist die erste WM-Medaille für die deutschen Beach-Männer seit sechs Jahren, als Jonathan Erdmann und Kay Matysik Bronze gewannen. „Das ist ein unglaubliches Gefühl. Diese WM ist ein riesen Erfolg. Dass wir dabei ein größerer Faktor sind, ist unbeschreiblich“, erklärte Thole zum bisher Erreichten.

„Die Stabilität ist beeindruckend. Ich habe sie noch nie über einen größeren Zeitraum so konstant gesehen“, erklärte Brink, der mit Reckermann 2012 auch Olympiasieger war. Thole und Wickler blieben gegen Mol und Serum, die auf der Welttour in den jüngsten vier Turnieren drei Siege und einen zweiten Platz eingesammelt hatten, trotz einiger Fehler immer cool und schlugen in den entscheidenden Momenten zurück. Wenige Stunden zuvor hatten sie die erfahrenen US-Amerikaner Nick Lucena und Phil Dalhausser ausgeschaltet. Thole setzte dabei acht erfolgreiche Blocks.

Mit dem Finaleinzug sind Jura-Student Thole aus Hamburg und BWL-Student Wickler aus Starnberg auf bestem Weg, das Erbe von Brink und Reckermann anzutreten. „Es fühlt sich zur Zeit alles locker an“, sagte Thole. Inzwischen kommen sich die Aufsteiger „schon vor wie im Märchen“, bemerkte Wickler.

Olympiasiegerin Walkenhorst hegt Comeback-Pläne

Hinter der märchenhaften Erfolgsgeschichte stecken aber vor allem ein langfristiger Plan, harte Arbeit und ein großer Betreuerstab. Vor 16 Monaten quälten sich Thole und Wickler, die erst im Herbst 2017 vom Deutschen Volleyball-Verband zu einem Duo vereint wurden, noch im Hinterfeld durch die Sandkisten der Welt. „Zu Beginn der letzten Saison war es sehr schwer. Wir haben ungefähr auf dem 60. oder 70. Platz der Welt angefangen“, erinnerte Wickler.

Thole und Wickler entwickelten sich im Schnelldurchlauf von Rookies auf der Beachvolleyball-Tour zu einem Spitzenteam. Der überraschende vierte Platz im Vorjahr beim Welttour-Finale in Hamburg war ein weiterer Beleg dafür. Seitdem spielten beide konstant in den Top Ten. „Es ist überraschend, dass sie so schnell auf einem solchen Niveau spielen“, sagte Brink.

Die deutschen Frauen laufen der Weltspitze jedoch derzeit hinterher, wie die WM bewies. Ein bisschen Hoffnung verspricht da vielleicht die Ankündigung von Olympiasiegerin Kira Walkenhorst, ab 2020 wieder auf den Sandcourt zurückzukehren. Die 28-Jährige legte nach langer Verletzungspause nun ihr Ziel für das Comeback fest: „Wenn sich das weiter so positiv entwickelt, will ich im nächsten Jahr auf der deutschen Tour wieder einsteigen“, sagte sie – und auch eine Rückkehr auf die internationale Bühne ist nicht ausgeschlossen. (dpa)

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