Friday, 19th April 2024
19 April 2024

Hertha BSC stoppt Borussia Dortmund

Die Berliner spielen 2:2 in Dortmund, weil Salomon Kalou in der 90. Minute einen Elfmeter verwandelt. Hässliche Bilder liefert der Gästeblock.

Ins Straucheln gebracht. Niklas Stark (r.) und Hertha BSC stoppen den Dortmunder Siegeszug mit Raphael Guerreiro.

Lucien Favre gilt als ausgesprochen freundlicher Mensch mit exzellenter Kinderstube. Egal, wo der Schweizer Fußballlehrer in seiner Karriere gewirkt hat, ob in Berlin, Mönchengladbach oder zuletzt in Nizza – überall hat Favre seine Spuren hinterlassen und Freunde gefunden, mit denen ihn viel verbindet. Regelmäßig, so erzählen es Menschen, die ihn gut kennen, greift er zum Hörer, um sich über die Gemengelage bei den alten Weggefährten zu informieren. So ausgesprochen freundlich, dass er sich die erste Niederlage seines neuen Arbeitgebers Borussia Dortmund für eine Begegnung mit einem seiner Ex-Klubs aufgehoben hätte, ist Favre dann aber doch nicht.

Am Samstag, im Bundesliga-Spitzenspiel gegen Hertha BSC, blieb sein Team zwar erneut ungeschlagen  und verteidigte die Tabellenführung – zu einem Sieg reichte es trotzdem nicht. 2:2-Unentschieden trennten sich der BVB und Hertha BSC. Angesichts des Spielverlaufs war es ein schmeichelhafter, aber keineswegs unverdienter Punkt für die Berliner.

Gäste-Coach Pal Dardai modifizierte seine Startformation im Vergleich zum Freiburg-Spiel (1:1) auf drei Positonen: Die zuletzt angeschlagenen Innenverteidiger Niklas Stark und Karim Rekik rückten auf ihre angestammten Planstellen, zudem dürfte Maximilian Mittelstadt von Beginn an mitwirken. Dafür saßen Derrick Luckassen, Marvin Plattenhardt und Javairo Dilrosun auf der Bank. Auch auf der anderen Seite stellte Favre nach dem rauschhaften 4:0 über Atletico Madrid drei Mal um: Dahoud, Guerreiro und Sancho starteten für Delaney, Pulisic und Bruun Larsen.

Als ein Banner entfernt wird, gibt es Tumulte

Taktische Belange standen zunächst allerdings nicht im Zentrum des Interesses, weil Herthas mitgereister Anhang bereits vor dem Anpfiff für unschöne Szenen sorgte: Nachdem die Gästefans gezündelt und das Stadion vernebelt hatten, schlugen einige mit Fahnenstangen auf Polizisten ein, die sich vor dem Block versammelt hatten. Es waren hässliche Bilder, die das Spiel lange überschatteten. Nach einer Viertelstunde hatten sich die Gemüter endlich einigermaßen beruhigt. Auslöser der Aggressionen war offenbar die Tatsache, dass die Beamten das Banner einer Ultragruppierung (Aufschrift: „15 Jahre Hauptstadtmafia“) aus dem Block entfernt hatten. 

Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Dortmunder ähnlich stürmisch aufgetreten, wie man es in dieser Saison von ihnen gewohnt ist. Bis zum erstmaligen Zustand der Komplettbelagerung vergingen keine drei Minuten, in dieser Zeit rannten sich die Offensivkräfte des BVB vor lauter Verstopfung sogar zwei Mal selbst über den Haufen. Wenig später bewahrte Karim Rekik seine Farben mit einer eingesprungenen Grätsche vor einem frühen Rückstand. Andernfalls wäre Jadon Sanchos Versuch im Berliner Tor eingeschlagen. 

Es sollte der Startschuss für eine turbulente, ereignisreiche und kurzweilige Halbzeit werden. Nach einer guten Viertelstunde hatten die Berliner Glück, dass Sancho bei seinem Kabinettstückchen zum vermeintlichen 1:0 im Abseits stand. Der junge Engländer hatte den Ball mit der Hacke über die Linie und an Hertha-Keeper Rune Jarstein vorbei befördert, nach Zuhilfenahme des Videobeweises zählte der Treffer aber korrekterweise nicht. Zehn Minuten später war es schließlich geschehen um die Gäste. Dahoud setzte Mario Götze in Szene, der mit zwei weiteren Kollegen allein aufs Hertha-Tor zulief und den richtigen Moment für einen Pass auf Sancho abwartete, der aus spitzem Winkel zum 1:0 vollendete.

Kalou bleibt cool

Hertha fand dagegen, abgesehen von einem Kopfball durch Niklas Stark und einen Distanzschuss Ondrej Dudas, in der Offensive kaum statt. Kurz vor der Pause schlugen die Berliner dann aber eiskalt zu: Maximilian Mittelstädt stürmte auf dem linken Flügel allen davon und bediente mit einem wunderbaren Pass den mitgelaufenen Salomon Kalou. Der Ivorer, bis dahin noch ohne Treffer in dieser Saison, ließ sich die Chance nicht entgehen und traf zum schmeichelhaften 1:1-Ausgleich. 

Nach der Pause hatten die Gäste innerhalb kürzester Zeit mehr Chancen als im gesamten ersten Durchgang. Zunächst setzte Salomon Kalou eine Hereingabe über das Tor, wenig später scheiterte der auch gerade eingewechselte Vladimir Darida aus aussichtsreicher Position. Die Dortmunder Antwort ließ nicht lange auf sich warten: Nach einer knappen Stunde kam Hertha mit dem Schrecken davon, weil Schiedsrichter Sascha Stegemann seinen Elfmeterpfiff nach einem Foul an Marco Reus revidierte und stattdessen Freistoß von der Strafraumgrenze gab.

Kurz darauf musste Jarstein den Ball dann doch aus dem Tor holen. Reus dribbelte durch den Berliner Strafraum und wollte eigentlich selbst abschließen. Irgendwie landete der Ball aber direkt vor den Füßen von Sancho, der nur noch ins leere Tor treffen musste – 2:1. In einer wilden Schlussphase versäumten es die Gastgeber, frühzeitig alles klar zu machen. Dafür wurden sie am Ende bestraft: in der 90. Minute wurde Davie Selke im Strafraum umgerissen – den fälligen Elfmeter verwandelte Salomon Kalou zum 2:2-Endstand.

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