Friday, 10th May 2024
10 Mai 2024

Neuer Glyphosat-Schockfür Bayer

Und wieder droht Bayer Ärger mit dem neu eingekauften US-Saatgut-Riesen Monsanto.

Erst stufte das Bundesbezirksgericht in San Francisco den glyphosathaltigen Unkrautvernichter Roundup als krebserregend ein. Jetzt verbietet die Bezirksregierung von Los Angeles ihren Abteilungen vorläufig den Gebrauch des Mittels. Das berichtet der US-Sender NBC Los Angeles.

Grund: Kathryn Barger von der Aufsichtsbehörde in Los Angeles forderte, der Anwendungs-Stopp für Roundup solle andauern, bis das Krebsrisiko von Glyphosat eindeutig geklärt sei. Auch Miami hatte vor wenigen Wochen ein Glyphosat-Verbot für öffentliche Anlagen verhängt.

Nach der Schlappe im Prozess erhöhen die Maßnahmen den Druck auf den Pharma-Konzern. Die Bayer-Aktie war bis Mittwochvormittag um zehn Prozent auf 62,54 Euro eingebrochen. Mittlerweile liegt die Aktie bei 61,41 Euro.

▶ ︎Zum Vergleich: Vor einem Jahr kosteten die Papiere noch rund 100 Euro.

Experte rechnet mit elf Milliarden Euro Rechtskosten

Ein Ende des Abwärtstrends ist bisher nicht in Sicht. Denn der Prozess in San Francisco ist erst der zweite in einer großen Welle von etwa 11 200 glyphosatbezogenen Klagen. Am 28. März soll der nächste Prozess bei einem Landgericht im kalifornischen Oakland starten.

▶ ︎Im August 2018 hatte der Ex-Hausmeister Dewayne Johnson in Kalifornien gegen Monsanto geklagt – und rund 69 Millionen Euro Entschädigung bekommen.

  • EuGH-Urteil

    Glyphosat-Studien müssen öffentlich gemacht werden

    Umstrittene Studien über das Krebsrisiko des Unkrautvernichters Glyphosat müssen offen gelegt werden, urteilte das EuGH.

Im Verfahren des 70-jährigen Edwin Hardeman, der 25 Jahre lang den glyphosathaltigen Unkrautvernichter nutzte, soll erst in einem zweiten Gerichtsprozess geklärt werden, ob Monsanto über Krebs-Risiken von Glyphosat hinwegtäuschte und wie hoch der mögliche Schadenersatz ausfallen könnte. Wird der Konzern für haftbar befunden, könnte der Prozess zum Musterfall für die anderen Klagen werden.

Die Wahrscheinlichkeit steige, dass Bayer eine große Zahl der vielen Tausend Glyphosat-Klagen in den USA verlieren könnte, warnte Michael Leacock vom Investmenthaus Mainfirst. Er rechnet aktuell mit rund elf Milliarden Euro an Rechtskosten für den Konzern.

Bayer gab sich zuletzt noch betont optimistisch: Bislang sah das Unternehmen keinen Grund, für Schadenersatzzahlungen Vorsorge zu leisten. Die Vorwürfe eines Krebsrisikos von Roundup weist der Konzern zurück und beruft sich dabei auf zahlreiche Studien. Bayer stehe hinter diesen Produkten und werde sie entschieden verteidigen, heißt es in einem Statement des Unternehmens.

Allein in 2018 hatte der Pharma-Konzern für die Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten rund um die Glyphosat-Klagen insgesamt 660 Millionen Euro aufgewendet. „Wir stellen hier im Wesentlichen für drei Jahre Verteidigungskosten zurück“, erklärte Finanzchef Wolfgang Nickl während einer Bilanzpressekonferenz Ende Februar.

  • Aktienkurs steigt trotzdem

    Bayer-Gewinn bricht um 75 Prozent ein!

    Der Agrarchemie- und Pharmakonzern Bayer hat im vergangenen Jahr deutlich weniger verdient. Der Gewinn brach 1,7 Milliarden Euro ein.

Monsanto-Übernahme sei „Wertevernichter“

Seit der Übernahme von Monsanto für knapp 56 Milliarden Euro geht es für Bayer bergab. Schon vor der Übernahme 2018 war die Entscheidung wegen der hohen Kosten umstritten. Nach dem ersten Glyphosat-Prozess im August 2018 war der Aktienkurs eingebrochen. Analysten und Anleger befürchteten, dass Bayer die Risiken des Monsanto-Kaufs unterschätzt hätten.

Die Bilanz Ende Februar: Im vergangenen Jahr ist der Gewinn von Bayer um rund drei Viertel auf 1,7 Milliarden Euro eingebrochen. Zwar legte der Umsatz durch Monsanto um rund 13 Prozent auf 39,6 Milliarden Euro zu. Die Verluste durch den ersten Glyphosat-Prozess, die sinkenden Aktienkurse und weitere Ausgaben für die Behebung von Problemen infolge einer Rüge der US-Gesundheitsbehörde drückten den Erfolg allerdings.

Christian Strenger, Gründungsmitglied der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex, bezeichnet den Monsanto-Kauf schon jetzt als „den größten und schnellsten Wertvernichter der Dax-Geschichte“.

Angesichts der jüngsten Glyphosat-Prozesswelle gegen Monsantos Roundup wird in Finanzkreisen sogar schon darüber spekuliert, ob der Bayer-Konzern letztendlich selbst zum Übernahmeziel wird.

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