Tuesday, 7th May 2024
7 Mai 2024

Die Robotaxis kommen

Der Autozulieferer Bosch plant weitere milliardenschwere Investitionen in das autonome Fahren und strebt dazu ein breites Bündnis mit den Autobauern und anderen Zulieferern an.

Autos ohne Lenkrad und Pedal werden im kommenden Jahrzehnt nach den Worten von Bosch-Chef Volkmar Denner zum „Game Changer für die individuelle Mobilität“.

Damit wären neue Geschäftsmodelle wie Robotaxis oder Shuttle-Dienste mit riesigem Marktpotenzial möglich, sagte der Bosch-Chef in Stuttgart. Dieses Feld werde deshalb zum Investitionsschwerpunkt für Bosch. „Allein bis 2022 rechnen wir mit Vorleistungen in Höhe von vier Milliarden Euro.“

Es sei ein Gebot der Wirtschaftlichkeit, die immensen Entwicklungskosten auf mehrere Schultern zu verteilen, sagte Denner. Deshalb hätten Bosch und der Autobauer Daimler zum Start ihrer Zusammenarbeit vor knapp zwei Jahren schon erklärt, offen für weitere Partner zu sein. „Insofern laufen solche Gespräche. Wir sprechen mit mehreren im Moment.“

Noch vor dem Stuttgarter Duo hatte BMW begonnen, im Verbund mit Zulieferern am hoch und völlig automatisierten Fahren zu arbeiten. Volkswagen, wo die Premiumtochter Audi die fahrerlose Technologie vorantreiben soll, kam unterdessen nicht voran. Jetzt ist die deutsche Autoindustrie über ein ganz großes Entwicklungsbündnis im Gespräch, wie mehrere Medien berichteten.

Doch auch ohne ein solches Gemeinschaftsprojekt könnten Bosch und Daimler das Ziel erreichen, bis Anfang des nächsten Jahrzehnts selbst fahrende Autos zu entwickeln. Die Automatisierung werde schrittweise vorangebracht, von abgegrenzten Räumen wie Betriebshöfen oder Parkhäusern über Autobahnstrecken bis zum Stadtverkehr. Die Testfahrzeuge der Daimler-Bosch-Kooperation sollen im zweiten Halbjahr im kalifornischen San Jose mit Shuttle-Diensten auf die Straße kommen. Für die Technologie wird es laut Denner künftig mehrere große Lieferanten geben. „Dass wir einer sein wollen, ist keine Frage.“

Mit künstlicher Intelligenz an die Weltspitze

In die Vollen will Bosch auch beim Erforschen und Entwickeln von Künstlicher Intelligenz gehen. Sämtliche Bosch-Produkte von Autoteilen über Industrie- und Gebäudetechnik bis hin zu Elektrowerkzeugen und Hausgeräten sollen mit KI ausgestattet und damit zum Lernen befähigt werden. Der Stiftungskonzern will hier Denner zufolge zur Weltspitze gehören.

Die Zahl der KI-Experten im Unternehmen sollen von derzeit rund 1000 bis 2021 auf 4000 steigen. In den kommenden fünf Jahren wolle der Stiftungskonzern weitere 25.000 Experten für Software einstellen, erklärte Personalchef Christoph Kübel.

Die Belegschaft zählt weltweit mittlerweile 410.000 Köpfe.

Unterdessen soll die Beschäftigung in der Diesel- und Benzinmotorentechnik weiter schrumpfen. Im vergangenen Jahr seien 600 Stellen im Dieselgeschäft über Altersteilzeit und Auslaufen befristeter Jobs abgebaut worden. So lange die Nachfrage nach Verbrennungsmotoren nur langsam sinke, lasse sich der Wandel über die Alterfluktuation auffangen. „Bei abruptem Wandel wird es schwierig“, ergänzte Bosch-Chef Denner. „Wir erwarten weiter einen rückläufigen Dieselanteil im Pkw-Bereich.“

Um weiterhin die milliardenhohen Vorleistungen für neue Technologien – also Elektroautos, Digitalisierung und Mobilitätsdienste – stemmen zu können, will Bosch auch künftig stärker wachsen als seine einschlägigen Märkte, allen voran die Automobilproduktion. Die Abkühlung am weltweiten Automarkt, Handelsstreitigkeiten und ungünstige Wechselkurse belasteten die Bilanz im vergangenen Jahr. So verringerte sich der Umsatz durch die Währungsumrechnung allein um zwei Milliarden Euro. Bereinigt um andere Sondereinflüsse stieg er dennoch um 1,5 Prozent auf knapp 78 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen lag mit 5,3 Milliarden Euro oder 6,9 Prozent vom Umsatz auf Vorjahresniveau. Die größte Sparte, die Autozulieferung Mobility Solutions, erlöste mit 47 Milliarden Euro 2,3 Prozent mehr.

Für 2019 rechnet Bosch abermals mit einer rückläufigen Fahrzeugproduktion weltweit. Konsum- und Investitionsfreude litten unter dem Handelsstreit der USA mit China und der Unsicherheit über den Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union, erklärte Finanzchef Stefan Asenkerschbaumer. Bei einem harten Brexit, auf den sich Bosch mit seinen Werken in Großbritannien vorbereitet, rechnet Asenkerschbaumer allein mit einem mittleren zweistelligen Millionenbetrag an Zöllen. Für 2019 hat sich der Konzern vorgenommen, einen operativen Gewinn von mehr als fünf Milliarden Euro zu erwirtschaften.

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