Monday, 6th May 2024
6 Mai 2024

Das miese Geschäft mit unserer Milch

Sie zählt zu unseren Grundnahrungsmitteln, mit dem viele Deutsche immer noch die typische Alpen-Romantik verbinden: grüne Wiesen, glückliche Kühe und Bauern.

Doch das ist längst ein Trugschluss! Die Milch ist längst Mittelpunkt einer milliardenschweren Industrie geworden. Der weltweite Konsum wächst rapide an, die Folgen sind für viele Beteiligten dramatisch.

Genau dieses irre Geschäft zeigt eindrucksvoll der ARD-Dokumentarfilm „Das System Milch“ des renommierten Filmemachers und Grimme-Preisträgers Andreas Pichler.

Das Milch-Desaster

Alleine in Europa werden jährlich rund 200 Millionen Tonnen Milch und Milchpulver produziert und auf den Markt gebracht. Aus Bauernhöfen sind längst hoch technisierte Massenproduktionen geworden.

Der Film portraitiert Landwirte in Dänemark und Deutschland. Von ihnen kommen verstörende Sätze wie „Unsere Existenz hängt davon ab, dass wir Milch so günstig wie möglich zu guter Qualität anbieten“ oder „Du verpflichtest dich, die ganze Milch an eine Molkerei abzuliefern, hast aber keinen Einfluss auf den Preis“.

  • Direkter Zugang zum Pansen

    Forscher schneiden Kühen Löcher in den Bauch

    Nein, diese Kuh ist nicht krank. Sie benötigt keinen künstlichen Ausgang und auch sonst nichts, was dieses Bild rechtfertigen würde….

▶︎ Nach eigenen Aussagen bekommen die Bauern aktuell etwa 27 Cent für den Liter Milch. Eine kostendeckende Produktion kostet sie allerdings minimal 40 Cent. Ein Verlustgeschäft, das nur mit den EU-Subventionen (der Steuerzahler) zu retten ist.

Das Problem: Riesen-Molkereien sitzen den Landwirten im Nacken, fordern immer mehr Milch zu möglichst niedrigen Preisen. Auch um den weltweiten Export anzukurbeln. Längst werden Milch und ihre Produkte nach China oder Afrika verkauft.

Dass Milchbauern vor allem in Afrika dadurch ihre Existenz verlieren, spielt für den europäischen Milchmarkt keine Rolle. Der Marketingchef des Milch-Riesen „FrieslandCampina“: „Es ist wie bei Darwin. Wer sich nicht weiterentwickelt, stirbt!“

Das Tier-Desaster

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Es sind drastische Worte, die belegen wie seelenlos mit Milch und somit auch den Kühen umgegangen wird. Die Zucht zahlreicher Rassen wurde in der Massenproduktion über Jahre zweckoptimiert – mit katastrophalen Folgen.

Die Kühe, die eigentlich etwa 20 Jahre alt werden können, sterben häufig nach fünf Jahren. Sie werden als Maschinen betrachtet, die ständig besamt werden, damit sie mehr Milch produzieren (je nach Zucht das Doppelte bis Vierfache als noch vor 50 Jahren). Ein Bauer: „Die Kuh sollte jedes Jahr ein Kalb bringen. Sonst muss sie gehen.“

Das gilt ohnehin für männliche Kälber. Sie sind für viele Bauern „Abfallprodukte“: „Wir können ja hier nicht das Sozialamt spielen.“ Meistens werden die Kälber getötet oder an einen Viehhändler verkauft. Aktueller Preis: 50 – 70 Euro!

Das Umwelt-Desaster

Gefüttert werden die Hochleistungskühe vor allem mit künstlichem Kraftfutter – zum Beispiel Soja, das von brandgerodeten Anbauflächen auf anderen Kontinenten stammt. Das Getreide hat aber eine katastrophale Umweltbilanz.

Denn mit dem Einkauf der Übersee-Proteine kommt eine hohe Anzahl Stickstoff nach Europa. „Dieser Stickstoff wird nicht rücktransferiert in die Ursprungsländer, sondern muss auf unseren Flächen ausgebracht werden. Bei sehr hohen Stickstoffwerten verursacht das Emissions-Risiken“, erklärt Prof. Johannes Isselstein (Uni Göttingen).

  • Leiden für günstige Milch

    Bei diesem Bauern dürfen Kühe „Elternzeit“ haben

    Normalerweise werden Kälber direkt nach der Geburt oder kurze Zeit später von ihren Müttern getrennt. Bauer Möller macht das anders.

Folge: Teile der Gülle, die entsteht und mit der beispielsweise Felder gedünkt werden, belasten unser Trinkwasser. Schon heute weist jeder dritte Brunnen in Deutschland zu hohe Nitrat-Werte auf.

▶︎ Besonders erschreckend: Milch-Hochleistungsbetriebe produzieren bis zu 70 000 Liter Gülle am Tag. Ein Ende? Nicht in Sicht!

Das Zukunfts-Desaster

Das gilt auch für die industrielle Milchproduktion. Auch weil die fast 1,4 Milliarden Chinesen die Milch für sich entdeckt haben. Sie sehen in ihr einen Wachstumsförderer, was Lebensmittel-Giganten geschickt für ihre positive Verkaufsstrategie nutzen.

Dabei ist gar nicht erwiesen, dass Milch wirklich gesund ist. Der renommierte US-Ernährungswissenschaftler Walter Willett (Havard University) sagt: „Milch fördert Wachstum, was zumindest im Kindesalter sinnvoll ist. Später bei Erwachsenen ist schnelles Zellwachstum aber unerwünscht. Daher vermuten wir heute, dass ein hoher Milchkonsum im Alter das Krebsrisiko fördern kann.“ Der Experte rät mit zunehmendem Alter zu einem bewussten Milch-Konsum.

Vielleicht ermutigt auch das mehr Bauern, auf eine Bio-Milchproduktion umzusteigen. Der ARD-Film zeigt nämlich auch viele gute Beispiele dieser für Umwelt und Tier deutlich schonenderen Erzeugung.

Ein Bio-Bauer aus Südtirol erklärt passend zum Milch-Industrie-Wahnsinn: „Wir haben die Landwirtschaft in eine Sackgasse geführt. Weil wir sie den Ökonomen überlassen haben. Wir müssen aber wieder mehr über Ökologie reden. Landwirtschaft lebt von einer gewissen Emotion. Das kann man aber nur praktizieren, wenn man eine gewisse Kleinheit hat.“

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