Wednesday, 8th May 2024
8 Mai 2024

«Straßenbahnen der Lüfte»: Hessen denkt über Seilbahnen nach

Leise, emissionsarm, relativ günstig und schnell zu bauen: Seilbahnen könnten eine Alternative im Nahverkehr sein. In Frankfurt wird über Projekte nachgedacht. Jetzt beschäftigten die «Straßenbahnen der Lüfte» auch den Landtag.

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Wiesbaden (dpa/lhe) – Seilbahnen könnten künftig eine mögliche Alternative im Öffentlichen Nahverkehr in Hessen werden. Im Kampf gegen Stau müsse jede Möglichkeit genutzt werden, sagte der verkehrspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Stefan Naas, am Donnerstag im Landtag in Wiesbaden. Auch CDU, Grüne und SPD äußerten sich grundsätzlich positiv zu möglichen Seilbahn-Projekten.

«Seilbahnen sind die Straßenbahnen der Luft», sagte Naas. Sie bräuchten wenig Fläche, seien leise, barrierefrei und elektro-angetrieben. Seilbahnen könnten schnell und kostengünstig gebaut werden, in Kapazität und Geschwindigkeit aber nicht mit Schienenprojekten mithalten, sagte der Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne). Sie könnten aber ein weiterer Baustein bei der Verkehrswende sein.

Die FDP brachte einen Gesetzentwurf ein, der die Aufnahme von «urbanen Seilbahnen» ins hessische Mobilitätsfördergesetz vorsieht. «Aus unserer Sicht spricht nichts dagegen», sagte die Fraktionsvorsitzende der Linken, Janine Wissler. Es verpflichte zu nichts, bringe aber neue Möglichkeiten.

Projekte seien als «Bahnen besonderer Bauart» schon mit dem jetzigen Mobilitätsförderungsgesetz möglich, sagte Karin Müller (Grüne). Erich Heidkamp (AfD) sagte, die genauen Vorteile von Seilbahnen müssten aufgezeigt werden. ««Nice to have» kann nicht das Kriterium sein.»

In Frankfurt wird derzeit über Seilbahnen diskutiert. «Seilbahnen haben ein großes Potenzial» sagte der Professor und Dekan für Bauingenieurwesen an der Hochschule Darmstadt, Jürgen Follmann. Pro Stunde könnten 5000 Menschen in eine Richtung transportiert werden. Das sei für Frankfurt in jedem Fall interessant.

Eine mögliche Strecke könne etwa eine Verbindung zwischen Commerzbank-Arena und Innenstadt sein. Würde die Linie weiter Richtung Osten gebaut, könne sie die geplante Multifunktionsarena mit großem Parkplatz am Offenbacher Kaiserlei-Kreisel und damit die Autobahn 661 einbinden. Für eine Seilbahn zwischen Offenbach und Frankfurt hatte sich bereits der Geschäftsführer des Rhein-Main-Verkehrsverbunds (RMV), Knut Ringat, ausgesprochen.

Die Bahn könne außerdem Touristen einen Blick auf die Skyline verschaffen, sagte der Professor. Rein touristische Vorhaben können laut Mobilitätsfördergesetz aber nicht unterstützt werden. Die jährlich 100 Millionen Euro Fördermittel vom Land sind für den Personenverkehr gedacht. «Wir reden hier von ÖPNV, nicht über touristische Projekte», sagte Minister Al-Wazir am Donnerstag.

Die Idee aufgebracht hatte der Regionalverband Frankfurt/Rhein-Main. Ein Vorbild sei Koblenz, wo zur Bundesgartenschau 2011 eine Seilbahn errichtet wurde. «Das wird nicht unsere Verkehrsprobleme lösen, kann aber ein Baustein sein», sagte Direktor Thomas Horn. «Die Systeme sind erschöpft, da muss man jede Möglichkeit nutzen.»

Am 8. Mai plant der Regionalverband einen «Seilbahn-Tag», Studierende der Hochschule Darmstadt sollen dann mögliche Strecken vorstellen.

Frankfurt dürfte zunächst die einzige Stadt sein, in der konkret über Seilbahnen diskutiert wird. In Kassel gebe es keine Überlegungen oder Pläne für urbane Seilbahnstrecken, teilte ein Sprecher der Stadt mit.

«Es gibt aktuell keine Planungen für eine urbane Seilbahn», teilte auch ein Sprecher der Stadt Wiesbaden mit. Für die Verbindung nach Mainz sei neben der geplanten CityBahn auch ein Radschnellweg im Gespräch.

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