Tuesday, 7th May 2024
7 Mai 2024

Der Angriff aus dem Cyber-Space

Im weltweiten Netz muss sich die Bundeswehr einer neuen Bedrohungslage stellen. Im Interview erklärt Generalleutnant Ludwig Leinhos, wie groß die Gefahr ist, und welche Strategie es gegen sie gibt.

Jetzt teilen:

WIESBADEN – Wie sicher sind unsere Systeme in Deutschland, um Cyberangriffe abwehren zu können? Welche Rolle spielt dabei die Bundeswehr? Dazu wird Generalleutnant Ludwig Leinhos am Mittwoch, 21. November, 18 Uhr, in der Landeszentrale für politische Bildung sprechen. Ein paar Fragen hat er schon vorher beantwortet.

Herr Leinhos, wie viele Cyber-Attacken hat die Bundeswehr in diesem Jahr schon erlebt?

Als Hochwertziel ist das IT-System der Bundeswehr täglich Cyber-Attacken ausgesetzt. Die Bandbreite der Qualität der IT-Vorkommnisse reicht dabei von einem Nutzer-Fehler über Spionage und Manipulation bis hin zu einem möglichen hochkomplexen Angriff. Bisher hat die Bundeswehr dabei aber keinen nennenswerten Schaden erlitten. Dennoch müssen wir uns weiterhin Tag für Tag immer wieder neu gegen diese Angriffe wappnen und unsere Abwehrmechanismen kontinuierlich optimieren.

Was war dabei Ziel der Angriffe?

Das erste Ziel eines Angreifers ist immer, sich zunächst Zugang zu einem fremden IT-System zu verschaffen. Wenn dies bereits verhindert wird, kann man über die weitergehenden Absichten des Angreifers, was er dann in dem fremden System vorhatte, nur spekulieren.

ZUR PERSON

Generalleutnant Ludwig Leinhos (Jahrgang 1956) hat an der Universität der Bundeswehr in München Elektrotechnik studiert. 2016 wurde er Leiter des Aufbaustabs Cyber- und Informationsraum im Bundesministerium der Verteidigung. Seit April 2017 ist er Inspekteur Cyber- und Informationsraum.

Konnten Sie herausfinden, wer dafür verantwortlich war?

Bei den heutigen qualitativ hochwertigen und zum Teil sehr komplexen Angriffen ist es äußerst schwierig, denjenigen Computer zu identifizieren, von dem der Angriff ausging – ganz zu schweigen von der Person, die den Angriff gestartet hat. Das ist aber auch nicht Aufgabe der Bundeswehr, sondern wäre Aufgabe der entsprechenden Ermittlungsbehörden – also Polizei und Staatsanwaltschaft. Das Hauptaugenmerk der Bundeswehr liegt auf der Angriffserkennung, Schadensbegrenzung und anschließend schnellstmöglichen Wiederherstellung der vollen Funktionsfähigkeit unserer IT-Systeme. Im Nachgang werten wir den Angriff natürlich sorgfältig aus, um unsere Abwehrmechanismen weiter zu optimieren.

Ist die Bundeswehr ausreichend gerüstet, um auch in Zukunft solche Angriffe abwehren zu können?

Die IT-Sicherheitsorganisation der Bundeswehr existiert bereits seit vielen Jahren und stellt den Schutz unserer Systeme zuverlässig sicher. Mit Aufstellung des neuen militärischen Organisationsbereichs Cyber- und Informationsraum wurde vorhandene Expertise in diesem Bereich gebündelt und Synergien geschaffen. Seit letztem Jahr arbeiten wir nun mit vereinten Kräften noch intensiver daran, die Bundeswehr auch für zukünftige Bedrohungen zu rüsten. Beispielsweise mit den drei neuen Zentren für Cyber-Sicherheit, Cyber-Operationen und Softwarekompetenz bauen wir modernste Fähigkeiten weiter auf und aus.

Die IT-Fachkräfte, die die Bundeswehr für die neuen Herausforderungen im Cyber-Space benötigt, sind hoch qualifiziert. Kann sie solchen Fachkräften ausreichend attraktive Angebote machen?

Die Bundeswehr ist als Arbeitgeber durchaus attraktiv. Wir bieten bundesweit außerordentlich verantwortungsvolle und qualifizierende Tätigkeiten in einem innovativen, zukunftsorientierten Arbeitsumfeld. Dabei bestreiten wir verschiedene Wege bei Gewinnung, Ausbildung und Bindung des Personals. So fiel im Januar 2018 der Startschuss für einen internationalen Master-Studiengang für Cybersicherheit an der Universität der Bundeswehr in München. Darüber hinaus ist ein bundesweit einzigartiges Forschungszentrum für Informatik/Cybersicherheit im Aufwuchs. Außerdem untersuchen wir neue Karrieremodelle und Werdegänge für Fachkräfte – neben einer personellen Ergänzung und Verstärkung durch Reservisten und Seiteneinsteiger. Wir schaffen unterschiedlichste Möglichkeiten für flexibles Arbeiten und finanzielle Anreize, beispielsweise in Form von Zulagen für besonders dringend benötigtes Fachpersonal.

Das Interview führte Christoph Cuntz.

By:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert