Saturday, 20th April 2024
20 April 2024

So dick ist die Diesel-Luft in Ihrer Stadt

Wo Fahrverbote drohen, wer jetzt aufatmen kann

Quelle: Reuters
0:47 Min.

Neue Horrormeldung für Millionen Autofahrer!

Die Luftverschmutzung überschreitet in vielen Städten immer noch den EU-Grenzwert. Wie aus einer ersten Bilanz des Umweltbundesamts (UBA) hervorgeht, betraf das im vergangenen Jahr mindestens 35 Städte. Dort wurde der EU-Grenzwert für Stickstoffdioxid (NO2) überschritten.

Bedeutet: Hier drohen weiterhin Fahrverbote, etwa für Diesel-Fahrzeuge!

Insgesamt hat die Luftbelastung durch Diesel-Abgase im vergangenen Jahr leicht abgenommen – im Mittel der verkehrsnahen Messstationen um etwa zwei Mikrogramm pro Kubikmeter. Und: Gab es 2017 an 45 Prozent dieser Stationen zu hohe Werte, waren es 2018 nach einer Hochrechnung des UBA noch 39 Prozent.

Keine Entwarnung in Sachen Fahrverbote

Können Autofahrer mitten im Diesel-Durcheinander also wenigstens in einigen Städten wieder durchatmen? BILD liegen die ganz neuen Messdaten des Umweltbundesamtes für Stickstoff und Feinstaub vor – genau die Zahlen also, die derzeit in Deutschland darüber entscheiden, ob Fahrverbote verhängt werden oder nicht!

Doch das bittere Ergebnis der Daten: Die Diesel-Luft in Deutschland ist noch fast überall genau so dick wie vor einem Jahr – in einigen Städten, wie etwa in Teilen Leipzigs, Dortmunds oder Darmstadts, ist sie sogar noch dicker geworden.

Und dabei hatte vor allem Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (44, CSU) zuvor auf die neuesten Daten der bundesweit 564 Mess-Stationen gehofft.

Ergebnis: An 132 Mess-Stationen wurde auch 2018 der so umstrittene Grenzwert überschritten. Den hat die Europäische Union unter Zustimmung der Bundesregierung für Stickstoffdioxid (NO2) auf 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft festgesetzt. In vielen Städten, in denen neuerdings Fahrverbote verhängt werden dürfen, hat sich bei der Luftqualität nur wenig getan.

In Stuttgart waren es mit durchschnittlich 73 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft nur 2 Mikrogramm weniger als 2017. Ähnlich sieht es in Hamburg aus, wo seit Juni 2018 auf bestimmten Straßen Fahrverbote für Diesel der Euronorm 1 bis 5 verhängt werden können. Die Stickoxid-Belastung hat sich dort 2018 gerade mal um 3 Prozent verbessert auf 55 Mikrogramm im Jahresmittel.

Nur an einer knappen Handvoll der 564 Mess-Stationen, an denen 2017 noch der Grenzwert überschritten wurde, wird er nun nicht mehr erreicht: etwa in Regensburg, in Berlin-Friedrichshain (Frankfurter Allee), in Leipzig-Mitte und Solingen.

Die Stickstoffdioxid-Messungen in der Übersicht

Ergebnisse von 564 Stickstoffdioxid-Messstationen

Zoomen Sie in die Karte!

Immerhin in zwei Städten hat sich vergangenes Jahr mehr getan: In München, dem NO2-Spitzenreiter, ging die Belastung um 12 Mikrogramm auf durchschnittlich 66 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft zurück. In Reutlingen waren es 7 Mikrogramm weniger (2017: 60 Mikrogramm, 2018: 53 Mikrogramm).

  • Feinstaub-Debatte

    Werden wir für doof verkauft?

    Ja, was denn nun? Ist Feinstaub doch nicht gefährlich? Papier: „Lungenärzte sehen in ihren ­Praxen nie Tote durch Feinstaub.“

Feinstaub-Überschreitungen

Was aus den Daten des Umweltbundesamts ebenfalls hervorgeht: In mehreren Städten wurden an vielen Tagen im vergangenen Jahr auch Feinstaub-Werte über 50 Mikrogramm pro Kubikmeter gemessen.

▶︎ Spitzenreiterin ist Lünen nördlich von Dortmund: Dort maß eine Station an 36 Tagen mehr als 50 Mikrogramm Feinstaub (PM10). In Stuttgart am Neckartor – einem der größten Feinstaub-Hotspots in Deutschland – war die Luft an 21 Tagen besonders schlecht.

Hintergrund

Seit Wochen wird in Deutschland hitzig über Fahrverbote und Grenzwerte diskutiert. Während Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) die geltenden Grenzwerte für Feinstaub und Stickoxid am Montag in Zweifel zog, warnte Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) davor, die Menschen mit verdrehten Fakten zu verunsichern.

  • Streit um Grenzwerte eskaliert

    Dicke Diesel-Luft in der GroKo

    Dicke Luft in der GroKo im Streit um Diesel-Abgase zwischen Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und Umweltministerin Svenja Schulze (SPD).

Eine Gruppe von mehr als 100 Lungenärzten hatte die Debatte aufs Neue angestoßen, indem sie den gesundheitlichen Nutzen der Grenzwerte für Stickstoffdioxide anzweifelte .

By:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert