Thursday, 21st March 2024
21 März 2024

Miet-Wahnsinn macht Familien wohnungslos

+++ 32 000 Kinder in Deutschland von Wohnungslosigkeit betroffen +++ 1,2 Millionen Menschen leben ohne festen Mietvertrag +++

Erbitterter Wohnungskampf in unseren Großstädten: Mehr und mehr Familien können die hohen Mieten nicht mehr bezahlen. Sie müssen wegziehen, landen schlimmstenfalls in Notunterkünften oder auf der Straße.

Experten schätzen, dass in Deutschland 32 000 Kinder von Wohnungslosigkeit betroffen sind. Insgesamt sollen 1,2 Millionen Menschen ohne festen Mietvertrag leben. Die Dunkelziffer ist vermutlich deutlich höher.

Die ARD-Dokumentation „Die Story im Ersten“ forschte am Montagabend nach Ursachen und Lösungsansätzen. Das Thema der teils bedrückenden Sendung: „Wohnungslos – Wenn Familien kein Zuhause finden“.

Die Opfer-Familien

Die TV-Doku porträtierte teils dramatische Fälle wie die hochschwangere Münchenerin Daniela, die mit ihrem Mann und der elfjährigen Tochter auf 16 Quadratmetern in einer Familiennotunterkunft ihrer Heimatstadt lebt.

Die drei mussten aus ihrer alten Wohnung bei Danielas Eltern ausziehen. Jetzt haben sie nur noch einen Raum, der zugleich Küche, Ess-, Schlaf-, Wohn- und Lernzimmer ist. Daniela verzweifelt: „Es ist schlimm, wenn man vorher ein ganz normales Leben hatte – vor allem für meine Tochter.“

Die Elfjährige sagt in der Doku: „Ich erzähle in der Schule niemandem, wie wir leben. Aus Angst, dass ich ausgelacht werde. Die anderen Kinder sagen dann: Ihr seid voll arm!“

Ähnlich geht es der Berlinerin Jana, der mit ihren Zwillingen (16) und der jüngeren Tochter (12) ebenfalls fristlos vom Vermieter gekündigt wurde. Nach ihrem Jobverlust konnte die dreifache Mutter zeitweise die Miete nicht rechtzeitig zahlen.

Jetzt sucht sie eine neue Bleibe. Die Schwierigkeit: Das Jobcenter zahlt der Alleinerziehenden nur 800 Euro Wohngeld. Dabei starten viele Mietpreise für eine Drei-Zimmer-Wohnung in Berlin erst bei mehr als 1000 Euro. Wie soll man da etwas finden?

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Der Miet-Wahnsinn

Die Wohnraum-Situation ist in den meisten deutschen Ballungszentren ein Problem.

Zahlen aus der Doku: Landesweit sollen schon 40 Prozent aller Haushalte mehr Miete zahlen, als sie sich eigentlich leisten können; in Berlin machen Familien ein Fünftel der Wohnungslosen aus (ca. 7.500).

Ulrike Kostka, Direktorin der Caritas im Erzbistum Berlin: „Vermieter wollen lieber den Mittelschichtsmenschen mit einem guten Einkommen und am liebsten ohne Kinder haben.“ Die Folge: Minijobber, Alleinerziehende, Familien oder Akademiker – die Wohnungslosigkeit hat viele Gesichter.

Insgesamt fehlen in unserem Land ca. 1,9 Millionen Wohnungen. In Berlin sollen es 300 000 sein, in München – dem teuersten Wohnmarkt des Landes – werden von der Stadt jährlich 3000 Sozialwohnungen vergeben – bei 30 000 Anfragen.

Ein weiteres Problem: Es werden insgesamt weniger Sozialwohnungen! 2018 liefen bundesweit 49 000 Wohnungen aus der Sozialbindung. Ihnen gegenüber stehen lediglich 27 000 Sozial-Neubauten.

Werena Rosenke von der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe: „Es war ein großer Fehler der Politik, dass man in den letzten Jahren öffentliche Wohnbestände verkauft hat. Jetzt gibt es keine Reserve mehr an preiswertem Wohnraum für Leute, die ihn brauchen.“

Experten-Meinungen aus der Doku

▶︎ Zwar plant die Politik bis 2021 den Neubau von 1,5 Millionen Wohnungen. Obwohl viele Experten das für unrealistisch halten, übt sich die Regierung in Optimismus und wiegelt ab: „Es gibt bis zu 40 Wohnungsmärkte, die zurzeit die Diskussion dominieren. Das ist ohne es kleinreden zu wollen nur ein Ausschnitt eines großen Marktes“, sagte Anne Katrin Bohle, Staatssekretärin im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat.

▶︎ Florian Schmidt, grüner Baustadtrat in Berlin-Kreuzberg, fordert dagegen deutlichere und schnellere Maßnahmen für bezahlbaren Wohnungsneubau: „Man könnte es wie in Wien machen, dass also grundsätzlich zwei Drittel der Baumasse bezahlbar sein müssen. Und wir brauchen die Wohngemeinnützigkeit zurück – also die besondere Förderung – nämlich eine Steuerentlastung für den bezahlbaren Wohnungsneubau.“

▶︎ Insgesamt sind sich viele Experten einig: Es gibt in Deutschland zu wenige bezahlbare Bleiben – und das muss sich ändern. Ulrike Kostka: „Bund, Länder und Kommunen müssen mehr zusammenarbeiten. Wohnen ist das zentrale Sozial-Thema schlechthin für die Zukunft. Oftmals gepaart mit dem Thema Altersarmut. Das ist ein lokaler sozialer Sprengstoff.“

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