Friday, 19th April 2024
19 April 2024

Ikea-Mitarbeiter schreiben böse Briefe an die Bosse

Ikea, das ist Wohlfühlen auf Kommando. Jede Werbung, jedes Prospekt, jede Filiale strahlt es aus: Entspann dich, lieber Kunde. Doch hinter der Fassade sieht es düster aus. Aus dem einst beliebtesten Arbeitgeber Schwedens ist ein Ort geworden, an dem die Menschen angeblich sogar Angst haben, etwas Falsches zu sagen.

Das berichtet die schwedische Tageszeitung „Expressen“. Sie beruft sich auf interne Schreiben und Aussagen von Mitarbeitern und Managern. Grund für die schlechte Stimmung sei der Wandel, den das Unternehmen nach dem Tod von Ikea-Gründer Ingvar Kamprad (91) im Jahr 2018 erfährt. Der Patriarch galt als Mann, der durch die Lagerräume seiner Firma ging und alle Kollegen beim Namen kannte.

Heute leitet Peter Kamprad (55), ältester der drei Kamprad-Söhne, die „Ingka Holding“, die für die Ikea-Warenhäuser und den Online-Handel verantwortlich ist. Seine beiden jüngeren Brüder Jonas und Mathias sind für die Warenmarke, das Design und die Finanzen (Ikano-Bank) verantwortlich.

Der als schweigsam geltende Peter Kamprad hatte schon lange vor dem Tod seines Vaters das Ruder der Warenhäuser übernommen, aber erst nach dem Tod des Gründers wurde klar: Veränderung liegt in der Luft. Der Online-Handel war inzwischen auch bei Möbeln auf dem Vormarsch und Ikea musste reagieren.

Im Herbst 2018 wurde bekannt, dass sich Ikea weltweit von 7500 Mitarbeitern trennen wird. Gleichzeitig sollten aber auch 11 500 neue Mitarbeiter eingestellt werden. Peter Kamprad will, dass Ikea auch im Online-Geschäft ein großer Name wird. Rein praktisch mussten sich alle Mitarbeiter hausintern neu bewerben. Wer nicht zum neuen Stil passt, wird umplatziert oder verabschiedet.

Die Mitarbeiter-Briefe

Vor allem die Art der Umstellung bereitet vielen offenbar Magenschmerzen und sie schreiben böse Briefe an die Bosse. So zitierte die Zeitung „Expressen“ am Montag mehrere Mitarbeiter anonym, die alles andere als glücklich waren. Es ist ein Blick durchs Schlüsselloch, der zeigt: Bei Ikea werden zwar Möbel und die schwedische Spezialität Köttbullar weiter mit Erfolg verkauft. Aber glücklich macht das die Belegschaft nicht. BILD dokumentiert die Köttbullar-Klatsche für die Bosse:

• „Ich will mit dem, was hier passiert, nichts zu tun haben. Das ist nicht das Ikea, das ich kenne. Ich versuche im Moment wie viele andere auch, aus dem Unternehmen auszusteigen, ohne dass es finanziell für mich eine zu große Belastung wird“ (ein anonymer Manager/in)

• „Viel zu viele Mitarbeiter sind unglücklich und haben Angst vor der Zukunft. Peter ist dafür verantwortlich und er hat nicht das Fingerspitzengefühl, das sein Vater hatte, wenn es um so sensible Fragen ging“ (leitender Manager)

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• „Es heißt, man wolle transparent sein und sich um alles kümmern, aber in meinen 20 Jahren im Unternehmern habe ich noch nie eine solche Geheimniskrämerei und ein so fehlendes Management erlebt“ (Mitarbeiter/in)

• „Im Moment entsteht hier eine Kultur des Schweigens … Viele haben Angst, im falschen Kreis das Falsche zu sagen“ (Mitarbeiter/in)

Andere Ikea-Mitarbeiter zeigen aber auch Mitgefühl für Peter Kamprad, der mit einem schweren Erbe zu kämpfen habe. „Diese Unruhe macht die drei Ikea-Söhne sehr unglücklich. Peter ist mit seiner Tochter herumgereist und hat Ikea-Filialen in mehreren Ländern besucht. Er möchte so gern, dass alles gut wird. Sein großer Nachteil ist, dass er eine sehr introvertierte Person ist“, erklärt ein Ikea-Mann, der laut „Expressen“ „sehr hoch“ in der Hierarchie angesiedelt ist.

Ikea reagierte postwendend auf die Berichterstattung und verschickte an alle Mitarbeiter in Schweden ein langes Schreiben. Larda Herder, leitende Managerin für Ikea Schweden, führt an: „Expressen hat heute einen kritischen Artikel über Ikea veröffentlicht. (…) Unsere Aufgabe, innerhalb von drei Jahren ein besseres Ikea zu schaffen, ein Ikea, das für die Zukunft gerüstet ist, ist die größte Veränderung in unserer 75-jährigen Geschichte. (…) Ich kenne nicht die einzelnen Fälle, aber ich zweifle nicht daran, dass es frühere oder jetzige Mitarbeiter gibt, die sich so fühlen. (…) Offenbar gibt es jedoch Verbesserungspotenzial.“

Außerdem versicherte sie, dass man unbedingt an „Ingvars Erbe“ festhalten wolle und dass die Mitarbeiter schon immer Ikeas größtes Potenzial waren und dass das auch so bleiben soll. Ob das die Stimmung wirklich hebt, wird sich zeigen.

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