Friday, 19th April 2024
19 April 2024

»Ich hätte gern 3500 Euro im Monat zur Verfügung

Sehr geehrter Herr Looman,

ich bin 69 Jahre alt und war Lehrerin. Nun habe ich meine Wohnung verkauft. Ich will von dem Geld profitieren, zumal keine Erben da sind.

► Ich habe mein Geld auf drei Direktbanken verteilt. Bei der ersten Bank habe ich 50 000 Euro, aufgeteilt in 30 000 Euro Tagesgeld und 20 000 Euro in vier Fonds.

► Das Depot der zweiten Bank besteht aus drei Fonds mit 12 000 Euro. 100 000 Euro liegen bei der dritten Bank auf Tagesgeld. Was soll ich mit diesem Geld machen?

► Ich bin eher der defensive Typ, mit Neigung zum mittleren Risiko aufgrund meines Alters. Sollte ich es bei drei Direktbanken belassen oder mich für weniger Banken entscheiden?

Mit meiner Pension von 2460 Euro und einer privaten Zusatzrente von 327 Euro komme ich zurecht. Die festen Ausgaben für Krankenkasse und Miete betragen 1025 Euro. Ich hätte gerne 3000 bis 3500 Euro zur Verfügung, weil ich noch fit und sportlich bin.

Lydia G. aus Bayern

Der heutige Fall wird einige Leser in Wallung bringen, so nach dem Motto: typisch Lehrer, wenig Arbeit, viel Freizeit, fette Rente. Bitte lassen Sie sich davon nicht aus der Ruhe bringen, liebe Pensionärin im Bayerischen.

Bilanz

Wir fangen mit dem Kassensturz an. Sie haben Bargeld in Höhe von insgesamt 130 000 Euro. Dann bekommen Sie jeden Monat eine Pension und eine Rente.

Zusammen sind das 2787 Euro. Sie stellen einen Vermögenswert von 535 000 Euro dar, wenn Sie noch 16 Jahre leben und 85 Jahre alt werden.

Außerdem liegen noch 32 000 Euro in Investmentfonds. Das sind insgesamt 697 000 Euro.

Erklärung

Mir wird immer wieder vorgeworfen, ich hätte einen Knall, die Pensionen und Renten als Vermögen zu betrachten.

Aber: Wer schon 69 Jahre jung ist, muss damit rechnen, auch 85 Jahre alt zu werden. Wer in diesem Zeitraum mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit monatlich 2787 Euro auf die Hand bekommen wird, hat sich halt, ich kann’s auch nicht ändern, ein Vermögen von 535 000 Euro erarbeitet.

Struktur

Mir ist natürlich klar, dass Sie an diese 535 000 Euro nicht herankommen, weil der „böse“ Staat und die „geizige“ Rentenkasse das Guthaben lediglich in monatlichen Raten von 2787 Euro herausrücken.

Trotzdem sollten Sie im Auge behalten, dass 77 Prozent des Vermögens aus sicheren Rentenzahlungen bestehen.

Das Bargeld von 130 000 Euro hat einen Anteil von 19 Prozent, und die Fonds (32 000 Euro) bilden eine Quote von 5 Prozent. Das ist alles gut und schön und sicher, aber Pfeffer steckt in diesem Vermögen bestimmt nicht drin!

Wunsch

Sie haben mir geschrieben, dass Sie gerne 3000 bis 3500 Euro pro Monat zur Verfügung hätten. Nehmen wir den höheren Betrag.

Die Wunschrente von 3500 Euro abzüglich der Festrenten von 2797 Euro ergibt eine „aufgerundete“ Lücke von 700 Euro pro Monat.

Bei einer Restlaufzeit von 16 Jahren oder 192 Monaten brauchen Sie – ohne Zinsen – insgesamt 134 400 Euro, um die Löcher stopfen zu können.

Vorschlag

Merken Sie schon etwas? Der Wunsch kann Wirklichkeit werden, wenn Sie die „flüssigen“ 162 000 Euro auf zwei Töpfe verteilen.

Das ist auf der einen Seite ein Notgroschen von 27 600 Euro, und das ist auf der anderen Seite ein Depot mit 134 400 Euro, dem Sie jeden Monat rund 700 Euro entnehmen.

  • Für die Rente!

    Wie lege ich 25 000 Euro an?

    Sehr geehrter Herr Looman, ich möchte 25 000 Euro als Teil der späteren Rente anlegen. Der Anlagehorizont beträgt 25 Jahre.

  • Geld-Sprechstunde in BILD

    Fragen Sie Finanz-Experte Looman!

    Die richtige Geldanlage war selten so schwierig zu finden wie heute! Ab sofort beantwortet Volker Looman jede Woche Ihre Fragen.

Mit 85 Jahren wird der Topf zwar leer sein, doch da gibt es Schlimmeres. Erstens werden Sie bis dahin anständig gelebt haben, und zweitens wird Ihnen der Staat, selbst wenn Sie 99 Jahre alt werden, weiter 2787 Euro pro Monat überweisen.

Vorschläge

Wie in jedem Landgasthof biete ich Ihnen verschiedene Speisen an. Bei mir gibt es heute drei Menüs. Es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn für Sie nichts Passendes dabei ist.

Rentenversicherung

Das erste Menü besteht aus zwei „leichten“ Gängen. Sie lassen 30 000 Euro als Notgroschen auf dem Girokonto liegen. Dafür gibt’s keine Zinsen, aber die Gewissheit, rund um die Uhr an das Geld kommen zu können, falls Not an der Frau ist.

Mit den übrigen 132 000 Euro kaufen Sie bei einer Direktversicherung wie der Cosmos oder der Hannoverschen eine Sofortrente. Dafür bekommen Sie lebenslang zwischen 615 und 620 Euro pro Monat.

Bewertung

Mir ist klar, dass das biedere Hausmannskost ist. 132 000 Euro geteilt durch 620 Euro führen ohne Zins und Zinseszins zu einer „Verzehrdauer“ von 213 Monaten. Folglich sollten Sie noch 18 Jahre leben, um in den Genuss der eingezahlten 132 000 Euro zu kommen.

Mischdepot

Das zweite Gericht besteht aus vier Gängen. Zuerst gibt es wieder eine Vorspeise für schlechte Zeiten. 30 000 Euro müssen auf das Sparbuch. Dann verteilen Sie bitte 42 000 Euro zu gleichen Teilen auf 60 Rententüten. Sie sind Ihre finanzielle Zusatz-Verpflegung der nächsten fünf Jahre.

45 000 Euro werden bei der Mercedesbank in einen Sparbrief mit einer Laufzeit von fünf Jahren und Ansammlung der Zinsen gesteckt. Dafür bekommen Sie jährlich 0,6 Prozent. Die übrigen 45 000 Euro werden in den zehnjährigen Sparbrief der Volkswagenbank mit einem Festzins von 1 Prozent pro Jahr angelegt.

Urteil

Das Viergang-Menü ist im Vergleich zum ersten Vorschlag nahrhafter. Es enthält mehr Kalorien, sprich: Zinsen, und Sie geben zu Anfang nicht alles Geld in eine Hand. Sie können in fünf und zehn Jahren über weitere Geldanlagen nachdenken, sodass Sie flexibler sind.

Trotzdem werden Sie sich bei dieser Speisefolge kaum den Magen verderben. Die Gerichte sind in meinen Augen total bio!

Investmentfonds

Ich finde die bisherigen Menüs – offen gesagt – etwas dröge und fade. Bei sicheren Renten von 2787 Euro pro Monat kann man doch auch mal was wagen, oder nicht?

Ich schlage als Vorspeise vor, weiterhin 30 000 Euro aufs Sparbuch zu legen. Sicher ist sicher!

  • Der BILD-Vergleich

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  • Geld wird knapp

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Dann würde ich 60 000 Euro aufs Girokonto überweisen und in monatlichen Teilbeträgen von jeweils 1000 Euro verbraten. Die restlichen 72 000 Euro würde ich in Aktien investieren.

Bei einer Rendite von jährlich 5 Prozent hätten Sie in fünf Jahren rund 92 000 Euro auf dem Konto. Falls das Geld weiterhin zu 5 Prozent angelegt wird, hätten Sie zehn Jahre wiederum 1000 Euro pro Monat zur Verfügung.

Kommentar

Das dritte Menü ist einfach, aber „pikant“ gewürzt. Nach meinem Empfinden können Sie sich das wegen der hohen Pension leisten.

10 Prozent des Vermögens in Aktien können nicht die ganze Suppe versalzen. Wie sieht’s aus, liebe Frau L. in Bayern, wollen Sie mal kosten?

Wenn ja, dann sind hier die Nummern der beiden Indexfonds mit insgesamt 1100 Aktien: IE00B5 BMR087 und DE00026353 07. Ich wünsche Ihnen guten Appetit, nein, mögen Sie richtig Hunger auf die Aktien bekommen!

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