Wednesday, 24th April 2024
24 April 2024

AUS für das größtePassagierflugzeug der Welt

Zu groß, zu teuer, zu wartungsanfällig – warum die Riesenflieger eingemottet werden

Einst sollte der A380 die Luftfahrt revolutionieren. Doch nun holt Airbus seinen Prestige-Flieger vom Himmel: Aus für das größte Passagier-Flugzeug der Welt!

▶︎ Um kurz nach sechs Uhr heute Morgen gab der europäische Flugzeugkonzern die Schock-Nachricht bekannt: Airbus gibt den Bau des weltgrößten Flugzeugtyps A380 in zwei Jahren auf. Wegen mangelnder Aufträge würden die Auslieferungen im Jahr 2021 eingestellt.

„Die heutige Ankündigung ist schmerzlich für uns und für die A380-Communities weltweit“, sagte der scheidende Airbus-Chef Tom Enders in der französischen Unternehmenszentrale in Toulouse.

Vergeblich habe sich Airbus um neue Aufträge des A380-Hauptkunden Emirates und weiterer Fluggesellschaften bemüht.

Emirates ist der größte A380-Kunde. Die Fluggesellschaft habe beschlossen, die A380-Bestellungen von 162 auf 123 Maschinen zu reduzieren. Dabei würden in den kommenden zwei Jahren noch 14 verbleibende A380 in Empfang genommen. Als Konsequenz werde Airbus seine Auslieferungen 2021 einstellen, teilte das Unternehmen mit.

Die Gründe für das Aus

In den vergangenen Jahren hatte kaum noch eine Fluglinie das Modell geordert. Airbus drohten die Bestellungen auszugehen. Der Konzern fuhr die Jahresproduktion zuletzt von zeitweise bis zu 30 Maschinen auf nur noch sechs Exemplare zurück.

Von den 313 innerhalb von zwölf Jahren georderten Bestellungen des Luftgiganten sind noch 79 offen. Dass diese jedoch alle in Betrieb genommen werden, erscheint recht unwahrscheinlich.

Woran liegt es, dass das einstige Prestigeprojekt von Airbus bei den Airlines so unbeliebt ist?

► Spritverbrauch

Vielen Airlines ist der Flieger zu groß und verbraucht zu viel Treibstoff – das ist nicht wirtschaftlich, besonders wenn der Riesenjet (maximale Passagierzahl: 853) nicht voll besetzt ist.

► Preis

Der A380 ist mit einem Listenpreis von 466 Millionen US-Dollar (381 Millionen Euro) nicht gerade günstig.

► Zu groß für kleinere Flughäfen

Ein weiteres Problem: die Logistik an den Flughäfen. Der Luftgigant ist für viele kleinere Flughäfen schlicht zu groß. An einzelnen Drehkreuzen wurden extra Passagierbrücken installiert, um das Boarding der Maschinen in vertretbarer Zeit abwickeln zu können.

► Fluggesellschaften setzen auf mittlere Jets

Viele Airlines bevorzugen inzwischen die nicht ganz so große Variante an Passagierjets: So hat der Airbus 350 keine Probleme mit kleinen Flughäfen, verbraucht weniger Sprit und ist auch bei geringerer Auslastung wesentlich wirtschaftlicher.

► Immer wieder Pannen

Probleme mit den Triebwerken, undichte Türen und Risse in den Flügen: Immer wieder hatte der A380 mit größeren und kleineren Pannen zu kämpfen. Dadurch summierten sich Flugausfälle durch Wartungen, was wiederum der Rentabilität schadete.

  • Emirates will auf A350 setzen

    Airbus A380 droht das AUS

    Der legendäre Airbus A380 fliegt in eine ungewisse Zukunft. Der größte Auftraggeber Emirates will auf kleinere Modelle umsteigen.

Tausende Arbeitsplätze in Gefahr

Airbus werde in den nächsten Wochen Gespräche mit den Sozialpartnern bezüglich der 3000 bis 3500 Stellen aufnehmen, die in den kommenden drei Jahren betroffen sein könnten. Es werde aber zahlreiche Möglichkeiten für interne Stellenwechsel geben.

Teile des Luftgiganten werden an Airbus-Standorten in Deutschland gefertigt – darunter Hamburg, Bremen, Stade und Augsburg. Wegen der Auftragsflaute beim A380 stehen bundesweit bereits Tausende Jobs auf der Kippe.

Konzernchef Enders hinterlässt Baustellen

Airbus steckt außerdem in einer Phase des Umbruchs – der Wechsel an der Konzernspitze steht an.

Der Franzose Guillaume Faury soll im April die Nachfolge des deutschen Konzernchefs Tom Enders antreten. Enders hinterlässt einige Baustellen. Korruptionsermittlungen in Großbritannien und Frankreich hatten den Flugzeugbauer in der Vergangenheit erschüttert. Zuletzt hatte auch das US-Justizministerium Airbus ins Visier genommen.

Gewinnsprung trotz A380-Belastung

Auch sonst war es ein turbulentes Jahr für den europäischen Branchenriesen. Für Ärger sorgten etwa Lieferprobleme für Triebwerke der Baureihe A320neo. Airbus konnte zur Jahresmitte rund 100 Flugzeuge wegen fehlender Triebwerke des Herstellers Pratt & Whitney vorübergehend nicht zu Ende bauen.

Allerdings war Airbus 2018 seinem US-Erzrivalen Boeing dicht auf den Fersen. Die Europäer lieferten 800 Verkehrsflugzeuge an ihre Kunden aus und damit 82 mehr als ein Jahr zuvor. Damit lag Airbus nur noch sechs Maschinen hinter dem US-Konzern Boeing, der seit Jahrzehnten seinen Rang als weltgrößter Flugzeughersteller verteidigt.

Übrigens steht nicht nur der A380 vor dem Aus: Auch die Boeing 747 gilt als Auslaufmodell.

Trotz der hohen Belastungen durch die Einstellung des Riesenfliegers und die Kosten für den Militärtransporter A400M hat Airbus im vergangenen Jahr einen deutlichen Gewinnsprung erzielt. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 3,05 Milliarden Euro und damit 29 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie der Boeing-Rivale aktuell mitteilte.

Der Umsatz legte um acht Prozent auf 63,7 Milliarden Euro zu. Die Sonderbelastungen durch A380 und A400M summierten sich auf rund 900 Millionen Euro. Die Aktionäre sollen eine um zehn Prozent auf 1,65 Euro erhöhte Dividende erhalten. Analysten hatten im Schnitt jedoch mit einer stärkeren Anhebung gerechnet.

Die Börse reagierte positiv: Der Kurs stieg im Verlauf des Morgens sprunghaft von 105 auf 110.

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