Thursday, 21st March 2024
21 März 2024

Brutales Foul von Thomas Larkin kommt vor Gericht

In der Champions League rammte der Mannheimer Eishockey-Profi Larkin einen Gegenspieler nieder. Jetzt wird er in Schweden wegen Körperverletzung angeklagt.

Ihm droht sogar Gefängnis. Thomas Larkin sieht sich aber als unschuldig.

Es ging für die Adler Mannheim um nichts mehr, die vorletzte Spielminute lief. Die Adler lagen 1:2 zurück beim schwedischen Klub Brynäs IF, ihr Ausscheiden im Achtelfinale der Champions League war wegen der 2:3-Niederlage im Hinspiel besiegelt. Aber dann passierte, was im Eishockey passieren kann, wenn bei einem Team der Frustpegel überläuft. Der Mannheimer Thomas Larkin rammte Gegenspieler Daniel Paille auf offenem Eis nieder. Eine unstrittig rüde Aktion, zumal der Kanadier Paille den Gegenspieler nicht hatte kommen sehen.

In Nordamerika sprechen sie von einem „Blindside Hit“, bei dem die Verletzungsgefahr besonders hoch ist: Paille erlitt eine Gehirnerschütterung und konnte nach der Begegnung vom 7. November 2017 nicht mehr spielen. Das Nachspiel beginnt nun: Der Kanadier Paille klagt den Italiener Larkin wegen Körperverletzung vor einem schwedischen Gericht an.

Thomas Larkin bekam seinerzeit eine Sperre von vier Spielen und angeblich hat er sich für das Foul damals entschuldigt, das ist aber nicht dokumentiert. Inzwischen würde der Mannheimer dazu wohl nichts Substanzielles mehr sagen. Dabei ist der Italiener mit US-amerikanischem Vater ein Sprachtalent. Er beherrscht neben Mutter- und Vatersprache auch Deutsch und plauderte nach dem Ligaspiel der Adler am Sonntag, dem 2:3 gegen die Eisbären aus Berlin, ausführlich über das Geschehen auf dem Eis. Als er dann am Ende des Interviews auf den Fall in Schweden angesprochen wurde, sagte er dem Tagesspiegel: Das kommentiere er nicht und dann wechselte er die Sprache von Deutsch auf Englisch: „I am an honest player and for me it was an accident.“

Exzellenter Läufer und Techniker

Den Satz mit dem Unfall hat ihm womöglich sein Anwalt zurechtgestrickt. Bis zu dem Foul von Gävle ist unstrittig, dass Larkin nicht durch übermäßige Härte im Spiel aufgefallen ist. Von der Zahl der Strafminuten her lag und liegt der Verteidiger in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) im unteren Mittelfeld. In den USA haben sie den Mann aus der Provinz Varese auf dem College als Teenager einst vom Stürmer zum Verteidiger umfunktioniert. Männer mit 1,96 Metern Körpergröße stecken sie dort lieber in die Defensive, dabei war Larkin eher als exzellenter Techniker und Läufer aufgefallen. In einem Scouting-Report aber hieß es: „Seine größte Herausforderung ist es, seine Körpergröße zu seinem Vorteil zu nutzen.“ Heißt auf Eishockeyamerikanisch: Der Larkin ist zu lasch im Körperspiel.

Thomas Larkin ist der erste in Italien aufgewachsene Spieler überhaupt, der in der National Hockey League (NHL) von einem Klub gedraftet wurde. 61 Länderspiele hat er seit 2011 für Italien gemacht, aber zur ganz großen Karierre reichte es in Nordamerika nicht, er spielt nun in Mannheim. Der von ihm gefoulte Kanadier Paille war hingegen lange in der NHL aktiv. Vielleicht gab es eine offene Rechnung zwischen den beiden Spielern. Aber das ist Spekulation. Die Mannheimer spielten in Gävle am Ende mit durchgeknallten Sicherungen, zwei andere Adler neben Larkin erhielten auch Spieldauerstrafen. Selbst der damalige Trainer Sean Simpson wurde für ein Spiel gesperrt.

Die Emotionen schlugen schon seinerzeit nach dem Spiel in Schweden recht hoch, der Sportchef von Brynäs hatte nach Larkins Foul gar von einem „Mordversuch“ gesprochen. Andere fanden, der Klub aus Gävle solle einfach nicht mehr an der Champions League teilnehmen. Dabei beherrschen die Schweden den Europapokal und haben neben Finnland als einzig andere Nation fünf Startplätze.

Seit Einführung der CHL in der Saison 2014/2015 gewannen drei Mal schwedische Vertreter den Titel. Eishockey ist den Schweden heilig, für Mannschaften aus Deutschland haben sie traditionell wenig übrig. Das verlorene Viertelfinale bei Olympia 2018 gegen Deutschland kam einer nationalen Katastrophe gleich und die DEL genießt in Schweden den zweifelhaften Ruf einer Rüpelliga, in der mehr schlecht geboxt als gut gespielt wird.

„Üble Nachrede“

Die Adler wehrten sich 2017 gegen die Vorwürfe aus Gävle. Von „Mordversuch“ zu sprechen, das falle in den Bereich der „üblen Nachrede“, sagte Adler-Geschäftsführer Daniel Hopp und sprach von einer „großen Unverschämtheit“.

Der schwedischen Tageszeitung „Aftonbladet“ hat Daniel Paille vor wenigen Tagen gesagt, das Foul von Larkin sei „das Gefährlichste“ gewesen, was ihm in seiner Karriere passiert sei. Der 34 Jahre alte Kanadier hat nach der schweren Gehirnerschütterung seine Karriere im Sommer für beendet erklärt und will nun, dass Larkin der Prozess gemacht wird.

Staatsanwalt Joakim Johansson hat Anklage gegen Larkin erhoben und dem „Aftonbladet“ gesagt: „Das absichtliche Herbeiführen von schweren Verletzungen kann weder erlaubt, noch mit der Idee des Eishockeyspiels vereinbar sein.“ Larkins schwedischer Anwalt Ulrik Smedberg sagte nun im Interview mit dem „Aftonbladet“: Bei dem Zusammenprall handele es sich um ein Ereignis „das unbeabsichtigt geschah“. Eine Geldstrafe und sogar bis zu zwei Jahre Haft drohen Larkin im Falle eines Schuldspruchs. Die Strafe müsste er laut EU–Recht auch verbüßen, weil Körperverletzung in Schweden wie Deutschland eine Straftat ist. Und das wäre Schlimmstenfalls auch eine Premiere: Noch nie musste ein Profi aus der DEL wegen eines Fouls ins Gefängnis.

Am Dienstag gibt es wieder ein Duell Deutschland gegen Schweden in der CHL, allerdings zwischen München und Malmö und das im Viertelfinale. So weit konnten die Mannheimer nicht kommen, sie waren in dieser Saison nicht in der Champions League am Start.

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