Saturday, 20th April 2024
20 April 2024

Julia Klöckner: Ministerin. Landeschefin. Kandidatin?

Julia Klöckner setzt auf Präsenz: Nicht nur in Berlin, sondern auch in Rheinland-Pfalz. Doch wird sich die 45-Jährige tatsächlich noch einmal auf das Abenteuer Spitzenkandidatur einlassen?

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MAINZ – Die Landwirtschaft ist ihr Feld, so scheint es. Julia Klöckner ist als Bundesministerin längst in Berlin angekommen – auf der anderen Seite als CDU-Landeschefin aus Rheinland-Pfalz aber nicht verschwunden. Sie reist von der Spree an den Rhein und umgekehrt. Wenn sie in Rheinland-Pfalz ist, bündelt sie ihre Termine und verzahnt Bundes- und Landesthemen – auch inhaltlich: Pressekonferenz in Mainz, am nächsten Tag Rede bei der Landwirtschaftskammer in Bad Kreuznach und Volksbank-Wirtschaftsforum in Speyer. Klöckner sieht das nicht als Spagat – im Gegenteil: „Es ist gut, beide Ebenen im Blick zu haben, welche Auswirkungen Bundesentscheidungen aufs Land haben und umgekehrt.“

Das Pendeln ist für sie nicht neu, als CDU-Vizechefin war sie bisher schon öfter in Berlin, als Staatssekretärin davor sowieso. „Berliner Politiker, die nur die Hauptstadtbrille haben, sind gefährdet, Politik an den Bürgern vorbei zu machen“, sagt Klöckner. „Ich bin in ganz Deutschland unterwegs, auch Europa und Übersee. (…) Und zuhause bin ich in Bad Kreuznach und Guldental.“ Ob es um Dürrehilfen, Tierwohl, gesündere Ernährung geht – Klöckner spielt auf vielen Feldern mit. Sie schaltet sich auch mit Äußerungen in die Landespolitik ein – zum Beispiel, wenn es um die Kommunalreform geht.

Deutlicher Dämpfer auf dem Landesparteitag

Seit 2010 ist Klöckner CDU-Landesvorsitzende, seit März hat sie das Bundeslandwirtschaftsministerium unter sich. Im Oktober wurde sie als Landeschefin wiedergewählt – allerdings mit einem Dämpfer. Klöckner sprach beim Parteitag in Lahnstein von einem ehrlichen Ergebnis. „Was will man anderes erwarten in diesen Zeiten?“, fragte sie. Klöckner will auch stellvertretende Bundesvorsitzende bleiben: Beim Bundesparteitag in Hamburg Ende der Woche kandidiert sie wieder. Bei der Wahl vor zwei Jahren erhielt Klöckner das beste Ergebnis aller Stellvertreter.

Als Angela Merkel im Oktober überraschend ihren Verzicht auf den CDU-Vorsitz bekannt gab, war Klöckner bei einer internationalen Konferenz in Marrakesch. Sie bewirbt sich nicht als Nachfolgerin. „Als Ministerin, die am Kabinettstisch sitzt und an die Kabinettsdisziplin gebunden ist, hätte ich als Vorsitzende gar nicht genügend Beinfreiheit“, sagte sie der „Welt“. „Jens Spahn hat das für sich anders entschieden, das respektiere ich.“

Auf dem Spielfeld sehe sie sich als Stürmerin, sagte Klöckner in ihrem Buch „Zutrauen“ (2015). Für sie als Stürmer an der Spitze der CDU-Fraktion im Landtag ist inzwischen Christian Baldauf, der schon ihr Vorgänger an der Spitze der Landespartei war. „Es ist immer eine Frage der beteiligten Personen, ob sowas gut geht“, sagt Klöckner. „Christian Baldauf und ich verstehen uns sehr gut, wir arbeiten eng zusammen.“ Sie betrachtet das Zusammenkommen von Regierungsebene und Landtagsarbeit als großen Vorteil.

Baldauf sieht das auch so: „Wir arbeiten hervorragend miteinander und von daher sehe ich keine Probleme.“ Der Vorsitzende der Jungen Union Rheinland-Pfalz, Jens Münster, sagt: „Natürlich ist es keine leichte Aufgabe, Mainz und Berlin miteinander zu verbinden, aber es läuft bislang gut.“

Doch es gärt unter der Oberfläche der Partei in Rheinland-Pfalz. So hatte die Junge Union die Landes-CDU in einem Antrag vor wenigen Wochen aufgefordert, spätestens nach der Kommunalwahl 2019, die im Mai ist, die Frage der Spitzenkandidatur für die Landtagswahl 2021 zu klären. Was Klöckner zu diesem Punkt denkt, weiß man nicht. In der Partei hört man, die 45-Jährige wolle sich mutmaßlich die Option für eine dritte Spitzenkandidatur so lange wie möglich offen halten. Stimmen, die sich eine Alternative zu Klöckner wünschen, meinen hingegen, einem anderen Kandidaten solle man möglichst frühzeitig die Chance geben, sich (und die Partei) auf den Wahlkampf vorzubereiten. Wird dieser „andere“ Christian Baldauf heißen? Oder kommt der „Weiße Ritter“ der „Schwarzen“ von außerhalb? Daran glaubt man im Lande der Reben und Rüben eher nicht. Für alle Beteiligten heißt es erst einmal: Abwarten, Lage beobachten, persönliche Chancen bewerten.

Mancher meint, Klöckner sei doch in Berlin gut aufgehoben, mache dort eine exzellente Figur. Aber wer weiß schon, was die kommenden Monate bringen.

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