Thursday, 21st March 2024
21 März 2024

Die Kleinen holen Grimme Online Awards 

So ist das manchmal: Die Kleinen schlagen den großen Goliath. Bei der Verleihung der Grimme Online Awards jedenfalls triumphieren Ein-Mann-Formate und Studentenangebote über große Medienunternehmen.

Das Team von „Wem gehört Hamburg“ gehört zu den diesjährigen Preisträgern des Grimme Online Award

Crowdfunding, Datenjournalismus und viele kleine Angebote haben dieses Jahr bei den Grimme Online Awards geradezu abgeräumt. Dagegen hatten große Medienunternehmen bei der Preisverleihung in Köln das Nachsehen. Der Grimme Online Award gilt als wichtigster deutscher Preis für Online-Publizistik. Aus 1200 Vorschlägen hatte die Nominierungskommission 28 Angebote ausgesucht, von denen acht prämiert wurden.

Den Wohnungsmarkt durchleuchten

Ausgezeichnet wurde unter anderem die Plattform „Wem gehört Hamburg?“ über Besitzverhältnisse auf dem Wohnungsmarkt der zweitgrößten deutschen Stadt. In einem eigens eingerichteten Crowd-Newsroom wertete das Recherchekollektiv „Correctiv“ dafür Angaben von mehr als 1000 Mietern aus und recherchierte so die Eigentumsverhältnisse von 15.000 Wohnungen. Das Ziel: mehr Transparenz auf dem Mietmarkt. Denn nur wenn man wisse, wie der Wohnungsmarkt wirklich aussehe und wer dort investiere, könne man auch etwas gegen den Mietwahnsinn unternehmen. Die Jury bezeichnete das Angebot als „herausragend“.

Mit einer Crowdfundingaktion gegründet wurde 2014 auch das gleichfalls ausgezeichnete Portal „Krautreporter“. Nach mehreren Umstrukturierungen trägt nun eine Genossenschaft die Kernredaktion. Die Jury zeigte sich überzeugt „von der thematischen Breite und Tiefe“. In vorbildlicher Weise werde hier auf die Lebenswelt der Leser eingegangen, ohne ihnen nach dem Mund zu reden.

Losfahren und zuhören

Ebenfalls durch Crowdfunding finanziert ist der Blog „Butterbrod und Spiele“, mit dem der Autor Moritz Gathmann und der Fotograf Christian Frey zur Fußball-WM 2018 aus ungewöhnlichen Perspektiven über Russland informierten. Auf ihrer Reportagereise trafen sie unter anderem einen sibirischen Comiczeichner und die Nachfahren schwäbischer Siedler.

„Vele dieser Geschichten sind dadurch entstanden, dass man losfährt und einfach den Menschen zuhört“, sagte Gathmann. In den etablierten Medien sei dafür eher kein Platz, weil auch nicht in jeder Geschichte das Wort „Putin“ vorkomme.

Offen für Doofes

Im übrigen wurden kleine Angebote ausgezeichnet, so der Podcast „Mensch Mutta“, der sich aus subjektiver Sicht mit dem Leben einer Mutter in der DDR beschäftigt, und der medienkritische Youtube-Kanal „Ultralativ“, auf dem zwei Studenten über aktuelle Ereignisse und Entwicklungen aus dem Youtuber-Universum informieren. „Ultralativ“ sei schlau, aber auch offen für Doofes, hieß es in der Laudatio. Damit Geld zu verdienen, würde sich falsch anfühlen, sagte einer der Macher, Paul Schulte.

Einen weiteren Preis gewannen die Strichmännchen-Cartoons des „Witzbildzeichners“ Tobias Vogel in seinem Satire-Format „Krieg und Freitag“. Die auf Twitter, Facebook und Instagram veröffentlichten Karikaturen behandeln sowohl politische als auch persönliche Themen.

Ausgezeichnet wurden zudem der Gemeinschaftsblog „Techniktagebuch“, der Veränderungen in der Alltagstechnik beschreibt, die Jugendnetzkonferenz „Tincon“, die laut Jury einen Diskursraum für 13- bis 21-Jährige über das Internet eröffnet, und der Youtubekanal „Einigkeit & Rap & Freiheit“, der den Publikumspreis gewann.

haz/wa (dpa)

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